Kosten Fotograf

„Warum kostet ein Fotograf so viel?“

Diese Frage wird in der Regel von Menschen in festen Arbeitsverhältnissen gestellt.

Kosten Fotograf: Als Arbeitnehmer holt man sich mal einen Kaffee, schwatzt mit der Kollegin am Kopierer, raucht ein Kippchen (Pro Zigarette hat man nach meiner Beobachtung ca. zehn Minuten rausgeschunden, da ist man schnell bei einer Stunde). Solche kleinen Pausen werden vom Arbeitgeber mitbezahlt. Man wird bezahlt, wenn man krank ist. Man hat bezahlten Urlaub incl. Urlaubsgeld. In der Regel bekommt man sogar Weihnachtsgeld.

Fotografen sind Unternehmer. Anders als in einem Angestelltenverhältnis werden ihnen nicht alle Arbeitsstunden bezahlt, sondern nur ein Teil. Auch wenn ich € 140,- bzw. € 89,- brutto als Stundensatz berechne, kann ich an einem Achtstundentag nur selten € 712,- abrechnen, und zwar nur dann, wenn ich den gesamten Tag gebucht werde. Die Zeit, wo ich Akquise betreibe, Rechnungen schreibe, Telefonate mit potenziellen Kunden führe, meine Website pflege, Buchhaltung mache, kann ich niemandem in Rechnung stellen. Es gibt Tage, an denen ich mit der Fotografie gar kein Geld verdiene. Auch wenn ich krank bin oder in Urlaub fahre, verdiene ich nichts. Weihnachtsgeld bekomme ich auch nicht. Eine abrechenbare Arbeitsstunde muss also auch die Zeiten abdecken, in denen ich nichts abrechnen kann.

Kosten Fotograf – von meinen Einnahmen gehen mindestens diese Kosten ab:

  • Krankenkassenbeiträge (je nach dem, wo und wie man versichert ist, kann das ziemlich hoch sein)
  • Rentenversicherung
  • Versicherung der Kameras
  • Steuern
  • Handwerkskammerbeitrag
  • Unterhaltung des Autos, Inspektionen, Benzin
  • Fotoausrüstung (mindestens 10.000,-)
  • Kosten für Website, SEO, Flyer etc.
  • Kosten für Requisiten (z.B. für Babyshootings)

Von den Einnahmen muss man Miete zahlen, sich ernähren, sich anziehen, will vielleicht auch mal in Urlaub fahren. Ich habe außerdem zwei Töchter, die sich noch in Ausbildung befinden.

Wieviel tatsächlichen Arbeitsaufwand habe ich bei einem Shooting von zwei Stunden?

Erstes Telefonat: mindestens 30 min
Richten des Materials: 30 min
Fahrzeit: mindestens 60 min
(fast niemand wohnt so nah, dass ich weniger als 30 min für eine Strecke brauche)
Indoor Lichtaufbau: 30 min
Reines Shooting: 120 min
Sichten der Fotos, Löschen misslungener Bilder etc.: 45 min
Export und Upload der Bilder in Galerie: 20 min
Digitale Bearbeitung (Lightroom/Photoshop): 240 min
Kopieren auf Stick, zur Post bringen: 30 min

Gesamtaufwand: 10 Std. 

„Aber es gibt doch auch günstige Fotografen?!“

Ja, gibt es.
In der Regel sind das Hobbyfotografen, die nur am Wochenende fotografieren und werktags als Angestellte arbeiten. Weil sie durch ihren Arbeitgeber finanziell abgesichert sind, können sie natürlich leicht Dumpingpreise berechnen. Und wenn sie auch noch jung sind und keine Kinder haben, vielleicht sogar im elterlichen Haushalt leben, brauchen sie weniger Geld zum Leben. Eine erfahrene Unternehmerin mit Familie und Vollzeitselbstständigkeit muss mehr berechnen.